Wer allgemein vom Fasten spricht, meint damit eigentlich den völligen Verzicht von fester Nahrung, so wie beim sog. Heilfasten. Diese sehr radikale Form des Fastens hat den größten Effekt auf den Körper und sollte nur max. zweimal im Jahr durchgeführt werden. Fastet man auf eigene Faust, ist Voraussetzung dass man gesund, nicht untergewichtig oder schwanger ist. Ich würde anraten zuvor einen Gesundheitscheck beim Arzt zu machen. Bei Krankheiten oder einer Fastendauer von mehr als einer Woche, begibt man sich besser in eine Fastenklinik. Sinnvoll und entlastend sind dort begleitende Anwendungen, Meditation und die Motivation einer Gruppe. Egal ob privat oder in einer Fastengruppe: Sind die ersten zwei bis drei Tage der Stoffwechselumstellung überstanden, verschwindet der Hunger meist ganz von selbst. Der Körper sendet sogar Glückshormone aus!

Heilfasten hat zweierlei Wirkung auf den Körper: Zum einen präventiv und zum anderen kurativ. Besonders bei Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Autoimmunerkrankungen bringt Heilfasten einen therapeutischen Nutzen. Da der Körper nicht ständig mit Nahrung belastet wird und sich dadurch weniger um den Stoffwechsel kümmern muss, hat er endlich Zeit für Reparatur und Regeneration der Zellen. Viele Selbstheilungsprozesse können nur angestoßen werden, wenn der Körper nicht verdauen muss und keine Glucose zugeführt bekommt. Dies gilt z.B. bei bakteriellen Infektionen. Dazu kommt dass durch den Verzicht auf tierisches Eiweiß während der Fastenzeit im Körper vermindert eigene Entzündungsstoffe ausgeschüttet werden, was einen besonders gesundheitsfördernden Effekt hat.

Der Körper kann sich der reduzierten Nährstoffaufnahme unter dem Fasten schnell anpassen da es in der Geschichte der Menschheit immer Hungerzeiten gab, und wechselt nach wenigen Tagen zum sog. Hungerstoffwechsel, einer gesteigerten Nahrungsverwertung! Der Grundumsatz des Körpers verringert sich. Wird also nach der Fastenphase schnell wieder normal gegessen, kann es zum Jo-Jo-Effekt kommen, da man über den Bedarf isst. Daher ist es wichtig nach dem Fasten erst allmählich die Kost aufzubauen und im Idealfall eine Ernährungsumstellung zu veganer Ernährung anzustreben.

 

Ablauf einer 7-tägigen Heilfastenkur:

  1. Ein vorbereitender Entlastungs-Tag mit leichter Kost zum Einstieg ist unbedingt empfehlenswert. Die Kalorien sollten schon erheblich reduziert werden. Wer möchte kann am Vorabend einen Einlauf machen oder ein mildes Abführmittel (z.B. FX Passage sl) nehmen, Glaubersalz halte ich für zu radikal.

  2. An den Fastentagen dürfen etwa 300kcal aus flüssiger Kost aufgenommen werden. Ich trinke morgens Kräutertee (wird nicht angerechnet) und Gemüsesaft. Mittags gibt es eine klare Brühe ohne Einlage, frische Kräuter sind aber sehr willkommen. Abends dann wieder Gemüsesaft und Kräutertee. Zwischendurch mindestens drei Liter stilles Wasser trinken um die anfallenden Harnsäuren aus dem Proteinabbau auszuspülen.

  3. Ganz wichtig ist es für ausreichend Bewegung zu sorgen. Die gewonnenen Zeit – man glaubt nicht wie viel Zeit man mit essen, einkaufen und kochen verbringt! – kann wunderbar zu Spaziergängen genutzt werden. Die Bewegung sorgt nicht nur dafür dass der Kreislauf in Schwung bleibt, sie reguliert auch die Körpertemperatur und lenkt ab.

  4. Das Fastenbrechen nach dem 7. Fastentag beginnt mit LANGSAMEM Kostaufbau. Darauf sollte unbedingt geachtet werden, deshalb betone ich es nochmal. Man tut sich selbst keinen Gefallen wenn man zu schnell die Kalorienzahl aufbaut. Meist verlangt der Körper in den ersten Tagen nach der Fastenkur gar nicht nach viel mehr Nahrung.

Was passiert beim Fasten genau im Körper? Bekommt der Körper keine Nährstoffe zugeführt, bedeutet dies für ihn zunächst Stress, im positiven Sinne. Unter dieser Extremsituation fühlen wir uns wach und aufnahmebereit, ständig auf der Suche nach Beute. Um jedoch wach zu bleiben, benötigt das Gehirn Glucose, welches in unseren Speichern schnell aufgebraucht ist. Nach ein paar Stunden stellt der Körper selbst Glucose her, aus körpereigenem Eiweiß! Es wird also Muskelmasse abgebaut. Da dies nur begrenzt möglich ist, wechselt der Stoffwechsel schnell zur Fettverbrennung. Hier fallen als Nebenprodukt Ketonkörper an, die vom Gehirn glücklicherweise als Alternativ-Brennstoff zur Glucose verwertet werden können. Und das sogar sehr gut! Bei einigen Erkrankungen wird dieser Effekt zum Teil lebenslang in der Therapie ausgenutzt.

Da ganz ohne Nährstoffzufuhr der Eiweißabbau im Körper langfristig zum Tode führen würde, hat jedes Fasten auch ein ENDE. Je mehr Fettreserven ein Mensch jedoch hat hat, desto länger kann er auf Nahrung verzichten.

In dem Film FASTING (von Doug Orchard) berichtet sehr eindrucksvoll eine Frau, die 16 Jahre lang täglich unter starken Kopfschmerzen litt, wie sie nach mehrmaligem 40-tägigen Fasten erstmals komplett von ihren Schmerzen befreit wurde. Für sie war das wie ein Geschenk eines neuen Lebens. Heilfasten sollte meiner Meinung nach viel mehr Beachtung in der Therapie geschenkt werden.